Gesundheit

Ich muss meine Gedanken zu dem Thema einfach mal sortieren. Dass ich Probleme mit Migräne habe, führte ich ja schon in einem anderen Beitrag aus. Auch beim Thema Essen klang an, dass das mit meiner Gesundheit zu tun hat. Nun habe ich verschiedene körperliche Baustellen, Autismus als zusätzliche „Diagnose“ ist lediglich hinzu gekommen. Im Hinblick darauf, dass ich einigermaßen anonym bleiben will, möchte ich hier auch nicht alle meine körperlichen Gebrechen darstellen. Es sei lediglich gesagt, dass ich Autoimmunprobleme habe, eine gewisse Schmerzthematitk und hier und da paar Zipperlein.

Wenn es nicht darum geht, hier über meine Krankheiten zu lamentieren und es eigentlich auch nicht direkt etwas mit meinem Autismus zu tun hat – warum dann dieser Beitrag? Nun, ich glaube, die Art und Weise, wie ich meinen Gesundheitszustand betrachte und damit umgehe, hat durchaus etwas mit meinem Autismus zu tun. Außerdem ist das hier mein Blog und ich kann schreiben, was ich will.

Zum Einen ist da die Schwierigkeit der eigenen Körperwahrnehmung. Einige Körpersignale (Hunger, Müdigkeit/Erschöpfung) nehme ich teilweise nicht gut wahr, besonders wenn ich im Workflow bin. Routinen und meine Familie erinnern mich dann, dass ich etwas essen oder ins Bett gehen sollte usw. Lebte ich allein und hätte die Möglichkeit zu Home Office, müsste ich mir vermutlich strikte Routinen schaffen, um mich nicht völlig zu vernachlässigen. Manchmal nehme ich Signale wahr, entscheide aber, sie zu übergehen. Dass das nicht gesund ist, ist mir absolut klar. Aber meine Prioritäten stimmen halt noch nicht so ganz.

Weiterhin ist da die Schmerzthematik. Ich kann wirklich nicht einschätzen, ob ich besonders schmerzempfindlich bin (es kommt mir jedenfalls oft so vor) oder ob ich Schmerzen zu häufig übergehe/ignoriere bis es zu schlimm wird. Untersuchungen empfinde ich meistens als sehr unangenehm bis schmerzhaft. Auch beim Sex habe ich teilweise Schmerzen. Andererseits tut mir quasi fast immer irgendetwas weh. Bevor ich meine Ernährung umgestellt habe, hatte ich fast die ganze Zeit latente Kopfschmerzen, die sich durch bestimmte Trigger verstärkt haben. Das ist besser. Aber es zwickt eigentlich konstant an gewissen Stellen. Ist das normal in meinem Alter (40+)?

Ich mache mir schnell Sorgen, wenn neue Schmerzen, Hautveränderungen, Knötchen oder sonstige Beschwerden auftauchen. Hat das schon hypochondrische Züge? Steigere ich mich schnell in etwas hinein oder ist das normal? Sollte man Veränderungen nicht auch abklären lassen? Ich mache mir also direkt Sorgen, es könnte Krebs oder MS sein, will aber andererseits nicht zum Arzt gehen. Ich habe Angst, als hysterisch zu gelten, will die Zeit dafür nicht opfern. Und man bekommt ja eh nicht so leicht einen Termin. Und überhaupt…

Aber will ich überhaupt gesund sein? Oder definiere ich einen Teil meiner Identität über meine Krankheiten? Ich kenne mein Leben nicht ohne Beschwerden. Seit ich denken kann, habe ich Heuschnupfen. Bilder von blühenden Wiesen und Bäumen erzeugen in mir keinerlei positive Assoziationen, sondern eher Horror. Im Laufe der Zeit kamen dann immer mehr Malaisen hinzu. Mir fehlt der Glaube an eine vollständige Heilung. Einerseits wünsche ich es mir, andererseits habe ich Angst davor. Es wäre eine so gravierende Veränderung, das verunsichert mich. Und doch fällt es mir schwer, meine Beeinträchtigungen zu akzeptieren und mich zu schützen/schonen. Ich darf einfach keine Schwäche zeigen. Aber dann muss ich hin und wieder über meine Zipperlein lamentieren.

Irgendwie drehe ich mich im Kreis und komme nicht weiter. Ich möchte gesund und produktiv sein, arbeiten und unbeschwert sein. Doch ginge es mir uneingeschränkt gut, hätte ich noch stärker den Eindruck, ich müsse ein reges Sozialleben haben. Ich würde mir mein autistisches Bedürfnis nach Ruhe und Abgeschiedenheit noch weniger zugestehen. Das aber würde mich wiederum so belasten, dass ich doch wieder am Ende meiner Kräfte wäre. Ja, ich weiß: ich sollte mehr auf meine Bedürfnisse achten und sie klar kommunizieren. Würde ich auch jedem so empfehlen. Nur selbst gönne ich mir das irgendwie nicht so richtig. Warum bin ich so hart zu mir selbst?

Comments

Eine Antwort zu „Gesundheit”.

  1. Avatar von P. K.
    P. K.

    Ich verstehe dich so gut. Danke für deine Worte, du sprichst einem aus der Seele. 🙏🏻

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar

Erstelle eine Website wie diese mit WordPress.com
Jetzt starten